Kulinarischer Stadtrundgang durch Weimar
Petra Venske, Stadtführerin in Weimar, hat von Besuchen in anderen Städten eine Idee nach Weimar importiert: Ein Stadtrundgang, der die kulinarische Seite der kulturträchtigen Stadt Thüringens beleuchtet. Das ist naheliegend, denn der durch die Straßen Weimars nach Hochkultur jagende Tourist, bekommt früher oder später auch einmal Hunger. Macht man also gleich einen Stadtrundgang der das leibliche Wohl berücksichtigt, hat man für alles vorgesorgt.
Eine Gruppe von 15 Personen traf sich zur vereinbarten Zeit, am Freitag Nachmittag, um den Gerüchen und Geschmäckern Weimars auf den Grund zu gehen. Petra Venske hatte mich eingeladen und so war ich als Insider mit der Gruppe unterwegs. Zu meinem Erstaunen war ich da nicht allein, denn zwei Ehepaare aus dem Weimarer Land taten mir gleich. Sie lösten ein Geschenk der Kinder ein die wohl meinten, die Eltern hätten da Nachholbedarf.
Neben der allseits bekannten Thüringer Bratwurst, ging es zu Beginn an das Erraten einer weiteren Grundfeste der Ernährung, der Wurst aus der Hausschlachtung. Diese durfte mit einem Stück Brötchen verkostet werden und so essend ging es zur nächsten Station.
Der Weg wurde genutzt, um Gebäude und Geschichte Weimars locker zu erklären und schon kamen wir zum nun folgenden Programmpunkt, einem Picknick im Goethepark. Das konnte wegen der schon vorgerückt kühlen Jahreszeit und späten Stunde, nur im Stehen absolviert werden, was dem Appetit der Anwesenden keinen Abbruch tat. Und bei wunderbarem Blechkuchen der Bäckerei Rose und einem Cidre von Thüringer Streuobstwiesen, hörten wir von Anna Amalia und ihrer Affinität zu Goethe und der mit ihm geteilten Leidenschaft für gutes Essen und das Land Italien.
Gespickt mit kleinen Anekdoten und Wissenswertem über die Essgewohnheiten der Goethezeit ging es weiter, über den Frauenplan und die weihnachtsmarktlich belebte Schillerstraße, zum Palais und der Crêperie du Palais. Auch die Geschichte des Weimarer Hofes hatte Berührungspunkte mit Frankreich und so wurden wir dort zu Recht mit Köstlichkeiten aus diesem Land verwöhnt.
Unweit davon, am Donndorfbrunnen, befindet sich das ebenso genannte Café und dort gab es die Gelegenheit zu einer Verkostung der wunderbaren Schokolade und Pralinen aus der Goldhelm Manufaktur, die sich zwar in Erfurt befindet, deren Erzeugnisse aber in Weimar ebenso beleibt sind.
Nach einem kurzen Weg, aber kulinarisch und gedanklich großem Sprung, landeten wir in einem der derzeit angesagtesten Lokale Weimar, dem 36 Pho Co. Dort gab es eine sehr gute vegetarische Reisrolle und danach den Weg zum vermeintlichen Höhepunkt der Thüringer Küche, dem Kloß.
Der Thüringer Kloß, der im Sächsischen Hof durchaus gut zubereitet wurde, fand nicht bei allen mitessenden Teilnehmern Zustimmung. Schon oft hab ich in Gesprächen mit außerthüringischen Genießern erfahren müssen, dass man ihn als trocken und zäh einstuft und die hohen Weihen in der Küche Thüringens nicht verstehen kann. Jedem Tierchen sein Plaissierchen und den Thüringern ihren Kloß, wie den Bayern ihre Knödel. Jeder wie er mag. So wurde der geplante Höhepunkt des Rundgangs eher ein Tiefpunkt, aber der letzte Programmpunkt der Stadtwanderung stimmte alle wieder versöhnlich.
Dazu ging es nämlich ins schöne Kirms Krackow Haus mit seinem netten Café, welches in Weimar zum Anlaufpunkt für den Genuss des wirklich guten Weines geworden ist, der in Weimar wächst. Die Anwesenden wollten es kaum glauben ! Hier habe ich über die Lage Weimarer Poetenweg schon ausführlich berichtet. Bei einem guten Tröpfchen lockerten sich nun auch ein bisschen die Zungen, der zunächst leicht verschlossenen Teilnehmer des Rundgangs und mit mehreren Kostproben der Sorten des Weimarer Werkstücks klang der wirklich interessante Nachmittag aus.
Ein schöner und abwechslungsreicher Rundgang, den Petra Venske hier für die Weimarer Gäste geplant hat. Ich glaube, jeder der in Weimar wohnt, hätte auf Befragung eine andere Route eingeschlagen, bzw. andere Lokale besucht. Denn kulinarische Vorlieben sind eben auch etwas sehr persönliches. Diese Tour aber als Gast Weimars mitzumachen lohnt sich in jedem Fall, denn das ist mal eine ganz andere Sicht auf die schöne Stadt und ihre (Ess)Kultur.
Kommentare
Bisher hatte ich nur eine kostümierte Stadtführung in dieser schönen Stadt: Mich hat einmal Herzogin Anna Amalia perönlich durch Weimar geführt. Hat mir auch gut gefallen.
Gruß Katrin