Ran an die Gürkchen: Das Familienrezept

Zu den Zeiten, als Einkochen noch Einmachen oder Einwecken hieß, hat meine Großmutter mal aufgeschrieben, wie sie ihre Gurken einlegt. Besser gesagt, sie hat es aufschreiben lassen, von meiner Mutter. Damals war dieses Verfahren der Haltbarmachung und Bevorratung noch notwendig, um den Speiseplan abwechslungsreich zu gestalten und die Ernte des Gartens den Winter über noch zu genießen. Damals gab es noch viel mehr Saures, auch eingelegte Weißkrautköpfe, sogenannte Fuschen, deren Namensursprung ich so gern klären würde, aber es weiß keiner. Die sind vergleichbar mit dem Sarma der Serben.

Gewürzgurken einkochen

Unser Hausgarten bestand aus Beeten, Obstbäumen, Sträuchern und dem Hühnerstall. So einen Luxus wie Rasen leistete sich die Familie damals nicht. Der kam erst mit der Gartenübernahme durch meine Eltern und witzigerweise beschäftigen wir uns jetzt damit, wieder mehr im Garten anzubauen. Ein paar Obstbäume haben wir gepflanzt, Tomaten wachsen mehr oder weniger gut jedes Jahr, es gibt Kräuter und Erdbeeren, dieses Jahr gibt es Möhren und  das hoffentlich bald. Und das es seit einem Jahr wieder einen Hühnerstall gibt, wisst ihr ja schon, oder könnt es hier lesen.

Wo waren wir ? Ja, bei Gurken. Zu versorgungsschwachen Zeiten in der DDR  habe ich die immer eingekocht, einige Gläser jedes Jahr. Ganz, in Scheiben und in Stückchen, dazu noch Mix Pikles, saure Pilze und saure Bohnen. Und bevor die neue Gurkenschwemme kam, waren alles aufgegessen. Bei uns gab es früher mehr Abendbrot im wahrsten Sinn des Wortes, nämlich geschmierte Brote, und da passte so ein saures Teilchen immer gut dazu. 

Gewürzgurken selbst einlegen

Die Zeiten sind vorbei, abends wird gekocht und deshalb wecke ich keine Gurken mehr ein. Wir essen sie einfach nicht oft genug und es ist so, dass wir jetzt in der Saison ein paar mal Gurken einlegen und uns daran satt essen. Brauche ich im Winter welche, kaufe ich eben ein kleines Glas ein. Es gibt durchaus welche, die nicht so viel Zucker, keine Farbstoffe und keine anderen unliebsamen Zusatzstoffe beinhalten. Darauf achte ich dann schon.

Das Rezept ist kein Hexenwerk, hat keine geheimen Zutaten oder welche, die bei euch ein Ah und Oh, oder ein das-habe-ich-ja-noch-nie-gehört hervorrufen werden. Aber sie schmecken uns sehr gut, sind knackig weil sie ja nicht gekocht werden und nicht zu sauer, es sind Gewürzgurken. Und da das Rezept so einfach und schon ein bisschen alt ist, kommen eben auch keine equisiten Zutaten dran. Es eignet sich natürlich auch zum einkochen der Gurken, falls du das möchtest.

Gewürzgurken selber einlegen


Gewürzgurken einlegen

1 Liter Wasser
60 ml Essigessenz (neutrales Essigkonzentrat)
4 El Zucker
2 EL Salz

Die Mischung aufkochen. 

1 große Zwiebel
1 EL Senfkörner
1 Lorbeerblatt
1 kleine Chili Schote (ich gebe zu, die Zutat habe ich dem Rezept hinzugefügt)
3 Wacholderbeeren
1 TL schwarze Pfefferkörner
1 Stängel frischen Estragon
2 Stängel frischen Dill (...der schön geblüht haben sollte)
1 kleine Knoblauchzehe

Die Zwiebeln in Scheiben schneiden. Die kleinen Gurken gründlich waschen und ins Glas stapeln. Dazwischen in loser Reihenfolge Dill, Estragon und die anderen Gewürze verteilen. Die Knoblauchzehe ganz lassen. Die kochende Flüssigkeit darüber gießen. Für mein 1.5 L Einweckglas (ein altes Erbstück) ist das genau die richtige Menge. Darin sind, je nach Größe, 10-12 Gurken. Zwei Tage ziehen lassen und sie halten dann etwa eine Woche, je nach Außentemperatur und Appetit.