Johannes Wallner und die rote Köchin: Das Feininger Menü im Hotel Elephant Weimar 2021

20.11.21

Johannes Wallner und die rote Köchin: Das Feininger Menü im Hotel Elephant Weimar 2021

(Werbung/unbezahlt)

Der Service sehr freundlich, kompetent, zurückhaltend aber auch für ein kleines Gespräch offen. Ich bin zu Gast im ANNA, im Hotel Elephant Weimar. Das Hotel, mit dem sich einige Ereignisse meines Lebens verbinden. Und ich bin heute gerade an diesem Tag hier, weil ich etwas feiern will, ganz allein. Was es ist, dass lasse ich mal im Dunkeln. Aber für was ich mich bei meiner sehr intimen Feier entschieden habe, davon schreibe ich hier für dich.

Seit seiner Eröffnung unter der Flagge der "Autograph Collection" gibt es im Hotel kulturelle Veranstaltungen, die über den Rahmen der Esskultur hinaus gehen. Seien es Lesungen, Konzerte oder Gespräche, das Haus bringt sich in der Stadt mit kleinen Höhepunkten ins kulturelle Leben ein. So auch in diesem Jahr zum 150. Geburtstag von Lionel Feininger, des Mannes, der das Weimarer Land in ganz besonderen Bildern festgehalten und quasi nach Amerika mitgenommen hat. Menschen in aller Welt kennen so kleine Dorfkirchen wie in Gelmeroda oder Mellingen.

Küchenchef Johannes Wallner stand vor der Aufgabe, Kultur und Kulinarik zu verbinden und für ein Menü zu Ehren des Malers Feininger zu sorgen. Aber wie findet man dazu einen Bezug? Was gab es zu Zeiten des Bauhauses im Hause Feininger in Weimar wohl gutes zu Essen? Ein Mitarbeiter des Hotels konnte da mit einem guten Tipp helfen. Das Buch „Die rote Köchin - Geschichten und Kochrezepte eines spartakistischen Zelle am Bauhaus Weimar“ brachte den Stein ins rollen. Denn es ist durchaus denkbar, dass Feininger im Lokal der Köchin Hannah zu Gast war.

„Hannah ist die Rote Köchin, Mitglied einer spartakistischen Zelle am Bauhaus Weimar. Sie betrieb in den 1920er Jahren unweit des Bauhaus ein Restaurant-mit dem Kochlöffel wollte sie die Werktätigen für die Revolution gewinnen. Nach Seminar und Küchendienst mischten die Zellenmitglieder Sprengstoff, jagten Faschisten. Hannahs Geschichten zeigen, wie intensiv der Kampf um ein besseres Leben war, wie skurril und tragisch. Was ist aus Hannah geworden? Unklar. Geblieben sind nur ihre Aufzeichnungen und ihre Rezepte.“ „Die rote Köchin ist ein autobiografischer Roman zwischen Doku-Fiction, Kochbuch und Agitprop.“

Die rote Köchin - Buch über Küche am Bauhaus Weimar

ISBN: 978-3-931555-59-7, Ventil Verlag 2012

Verfasser:Anonym, aus dem Italienischen

Ich finde das Thema sehr spannend und treffe mich ein paar Tage später mit Wallner auf einen Kaffee. Entgegen dem Inhalt des Buches hatte er wohl keine Ambitionen eine Revolution anzuzetteln, fand aber die überlieferten Rezepte ganz interessant. Das die nicht 1:1 nachgekocht wurden versteht sich von selbst, denn die Zeiten haben sich geändert, auch wenn Fortschrittliches im Buch zu lesen ist. Wallner ist es gelungen die Stimmung aus den Rezepten aufzunehmen, mit dem Kochstil der deftigen Thüringer Küche und extravaganten Zutaten, aber trotzdem oder gerade deshalb, ein wirklich schönes Menü zu kreieren.

Das Buch habe ich mir natürlich besorgt, es klang zu reizvoll. Der anonyme Verfasser hat im Auftrag eines Freundes in einer kleinen Tessiner Galerie ein Aquarell von Paul Klee erworben, welches einmal ein Geschenk des Malers an Hannah, die Köchin war. Die Galeristin war die Enkelin der Roten Köchin und er erfuhr von ihr die Geschichte, die er zu den überlieferten Rezepten niederschrieb.

Mir ist sofort ein Artikel eingefallen, den ich über der Philosophen Harald Lemke gelesen habe. Der fordert nämlich auch eine Revolution bei Tisch! Er vertritt die Meinung, dass Essen keine Privatangelegenheit ist sondern ein politischer Akt. Er sagt: „Wer isst, schlägt sich nicht bloß den Bauch voll, er stellt vielerlei Weltbezüge her: Landeigentum, Klimawandel, Gentechnik, Tierethik, Alltagskultur, Gesundheit. Die Gastrosophie (Lehre von der Weisheit des Essens) führt all diese Felder auf ihre gemeinsame Quelle zurück: das tägliche Essen“.

Wo war ich? Ja, beim gelungenen Feininger Menü im Hotel Elephant. Damit hatte ich einen sehr schönen Abend und ich hoffe, dass ich das mit den Bildern des Menüs an dich weitergeben kann. Leider, wie so oft, war das Leben hier schneller und du kannst nun nach Feininger Manier nicht mehr im Elephant speisen. Johannes Wallner wechselt im Restaurant ANNA sein Menü monatlich und aktuell gibt es selbstverständlich Gans. Auch wenn ich das noch nicht probiert habe bin ich sehr sicher, dass sich auch das für dich lohnen würde. Das Küchenteam um Wallner hat bestimmt auch eine revolutionäre Zubereitung für das Federvieh gefunden.