Gutes Essen und viel Nachdenkliches: Franz Keller kocht auf dem Falkenhof
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Zehn Menschen stehen um einen Herd und lauschen und sehen und staunen. Franz Keller kocht. Hier geht es um Einsichten und Ansichten, um Produkte und um Zubereitung und man möchte meinen, Garzeiten und Gewürze treten ein bisschen in den Hintergrund. Wir hängen an seinen Lippen, schauen was er tut und dürfen ab und an mit zugreifen. Aber irgendwie passt das auch und wir sind mit großen Interesse bei der Sache. Und wer nicht aufpasst und schwatzt, der bekommt schon mal eine Ansage vom Chef, aber auch das ist gut und gut gemeint. Denn er hat schon was zu sagen, der Franz Keller und deshalb sind wir ja auch hier.
Wir, das ist die internationale Besetzung des Kochkurses auf den Falkenhof im August 2021, aus Deutschland, der Schweiz und Bayern. Der Insider_Scherz sei erlaubt. Die Stimmung ist sehr gut, eine Gruppe die passt, kein Außenseiter dabei. Auch das ist wichtig und wer schon mal einen Kochkurs besucht hat, wird mir sofort zustimmen. Hier also alles prima, auch der Wein aus dem Hause Keller läuft sehr gut und der vom Ralf Schumacher sowieso.
Seit 1 1/2 Jahren warte ich nun, dass ich zu Keller auf seinen Falkenhof fahren kann. Wie bei so Vielem in den letzten Monaten hat Corona mich ausgebremst. Wenn ich von meinem Plan erzählt habe gab es auch Menschen, die mit dem Namen nichts anzufangen wussten. Einige haben sich an seinen Auftritt bei Kitchen Impossible erinnert, wo er, statt brav weiter zu kochen, erst einmal im Weinkeller eines Nachbarn verschwunden ist. Na ja, so ist der Franz Keller, wurde gesagt. Aber wie und was ist er wirklich. Das kann man natürlich nach einem Tag mit ihm nicht beantworten, man hat nur so ein Gefühl, dass man ihn schon lange kennt und seine Ambitionen sowieso versteht.
Aber ein paar Fakten für die, die mit dem Namen nicht wirklich was anzufangen wissen. Sein Buch „Vom Einfachen das Beste“ hat mich auf seine Spur gebracht. „Essen ist Politik oder warum ich Bauer werden musste, um den perfekten Genuss zu finden“ steht im Untertitel. Wenn man sich wie ich, schon viele Jahre mit den Produkten befasst die auf unserem Tellern landen, Ernährung für einen der größten Störfaktoren in Sachen Gesundheit hält und beobachtet, wie Lebensmittel industriell produziert werden, dann versteht man sofort was Keller meint.
Das er für die Queen gekocht hat, für Putin und Merkel, dass er einer der höchstdekorierten Köche Deutschlands war und sein Handwerk von Kochlegenden wie Ducloux und Bocuse gelernt hat, klingt wie aus einem anderen Leben. Keller, der neben Witzigmann zur ersten Generation der Sterneköche in Deutschland gehörte, hat sich schon früh Ende der 90er Jahre von der Sterne-Jagd verabschiedet und damit für Schlagzeilen gesorgt. Artgerecht und naturnah züchtet er Rinder (Chalois), Schweine (Bunte Bentheimer) und Hühner auf seinem Hof selbst und beglückt damit sich, seine Familie, seine Gäste. Und wer großes Glück hat, erwischt auch mal ein gutes Kotelett bei einem seiner Hofverkäufe. Fleisch von gesund ernährten, in natürlichem Tempo aufgewachsenen Tieren ist nämlich in vernünftigen Mengen auch gesund. Aber das weißt du ja sicher schon lange.
Keller schreibt: „ (Dieses Buch ist) Ein leidenschaftliches Plädoyer für eine ehrliche Küche und ein radikales Umdenken in der industriellen Nahrungsmittelproduktion…..Schluss mit einer sinnentleerten Sterneküche, in der ahnungslos Kritiker das luxuriöse Ambiente höher bewerten als die Qualität der Produkte. Und Schluss mit einer industriellen Nahrungsmittelproduktion, die den Respekt vor Tieren und Pflanzen verloren hat und den Menschen krank macht.“
Kotelett vom Bunten Bentheimer
Bravo, und gut gebrüllt Löwe, kann man da nur sagen, der Meinung sind gottlob inzwischen viele Menschen. Nur nicht jeder hat es in der Hand, es für sich umzusetzen. Also beeinflussen wir doch am besten durch unser Kaufverhalten, was produziert und verkauft wird. Vielleicht ist das ein Weg. Oder es ist zumindest ein Anfang für Jeden. Willst du mehr darüber lesen, was Franz Keller umtreibt, kauf dir unbedingt das Buch. Am Ende des Beitrages habe ich es dir auch nochmal verlinkt.
Inzwischen gibt es auch in der Sterneküche andere Sichtweisen. Wie junge Köche zeigen, denen regionale, hochwertige Produkte wichtiger sind als viele bunte Tupfen auf dem Teller und das zweite bunte Schäumchen auf dem Krustentier. Mein nächster Beitrag wird sich Einem davon widmen, also gern bald wieder hier reinschauen.
Wo war ich gleich? Beim Kochkurs und dem genussreichen Nachmittag…Abend auf dem Falkenhof. Lassen wir Bilder sprechen und ich zeige dir natürlich auch, was es zu Essen gab.
Schsweinsbratwurst, Senfmajo, Salat
Aber bevor ich zum Schluß komme, noch zwei Buchempfehlungen. Franz Keller mahnt in seinem o.g. Buch auch an, dass jährlich 18 Millionen Tonnen Lebensmittel auf dem Müll landen. Willst du da entgegen wirken, empfehle ich dir mein Buch „Das Beste sind die Reste“, zum upcycling der Reste in der Küche. Von Brot über Kuchen, Fleisch, Wurst, Knödel oder Reis. Und der nächste Tipp hat damit was tun, dass Reste nur entstehen können wenn man erst einmal gekocht hat. Also sage ich schon immer und heute mit dem aktuellen Buch von Franz Keller „Ab in die Küche“. Und wenn dir Anregungen und Rezepte fehlen, bist du ja hier auch gut aufgehoben.
Wenn du eines der begehrten Tickets für einen Kurs auf dem Falkenhof erhaschen kannst, greif zu, es lohnt sich. Und wenn dann beim Absacker in der Nacht Franz Keller seine Musik auflegt, dann könnte man meinen, dass ist ein Mann der zufrieden ist. Der weiß was er tut und der so in sich ruht. Und vielleicht ist er auch nur ein bisschen froh, dass so viele Menschen seine Arbeit schätzen.
Und hier noch der versprochene Bilderservice für alle Mitkocher ;)
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