Mit der Slow Food Wurzeltour zum Bienenflüsterer Grolm auf Schloß Tonndorf

Sie nennen sich die Honigmacher von Schloß Tonndorf und beschreiben damit gut, was ihnen am Herzen liegt.  Handwerkliches arbeiten mit und für die Bienen. Nicht die Haltung der Bienen den Wünschen der Imkerei anpassen, sondern ihre Bedürfnisse berücksichtigen und so im Einklang zu einem guten Ergebnis zu kommen. Sie sind derzeit drei Berufsimker, mit einem Lehrling und Praktikanten. Zu ihnen führte eine anlässlich des 25-jährigen Jubiläums von Slow Food Deutschland veranstaltete Wurzeltour (back to the roods), die einzige im Osten Deutschlands.

Imker Michael Grolm aus Tonndorf

Michael Grolm, ein streitbarer Geist, der für seine Überzeugung und seinen Kampf gegen Gentechnik schon einmal für 4 Wochen ins Gefängnis gehen musste. Oder sagen wir besser mit Pauken und Trompeten eingezogen ist, denn Berufsimker Michael Grolm ist der erste Feldbefreier, der für seine Aktionen ins Gefängnis ging und 200 Gentechnikgegner/Innen, zahlreiche Imker und zehn Traktoren begleiten ihn. Damit hat er öffentlichkeitswirksam den Finger auf die Wunde gelegt: Gentechnik soll keinen Platz in unserem Leben und unserer Ernährung haben. Dieses Bewusstsein haben immer mehr Menschen.

Schloß Tonndorf Imkerei

Eine wirklich sehr interessante Führung durch den schönen Bienengarten und die Schloßimkerei haben wir erleben können. Neu und absolut interessant waren für mich die Ursprünge der Imkerei, durch die Zeidler. Diese betrieben im Mittelalter das erste erwerbsmäßige Ausbeuten der Bienen. Höhlen für die Völker der wilden Bienen wurden hoch in Baumstämme geschnitten (wegen der Bären) und dann die gesamte Honigwabe entnommen, um Wachs (besonders wichtig für die Kerzen in den Kirchen) und Honig zu verwerten. Die Zeidler gehörten zu den angesehensten Berufen dieser Zeit.

Zeidlerwesen im Mittelalter

Aber nicht nur geschichtsträchtiges gab es zu erfahren, sondern viel über den Honig, den wir alle als Lebensmittel schätzen. Warum kristallisiert er, oder nicht, wie viele Arten von Bienen gibt es, wie kommt man zu sortenreinem Honig, welcher Honig ist gut oder eben nicht, wie arbeiten die Bienen, wie wird eine Königin gezüchtet.... Endloses Wissen entsprudelt Michael Grolm und ich kann nur raten, eine der angebotenen Führungen mit zu machen. Das Schloß Tonndorf, auf dem in einer Genossenschaft verbundene Familien wohnen, hat Termine für Führungen und Besichtigungen. Hier kann man sich dazu auf der Seite von Schloß Tonndorf informieren.

Die Imker des Schlosses wandern mit ihren Völkern, von den Streuobstwiesen in Büßleben bei Erfurt, bis zur Heide nach Norddeutschland. Verschiedenste Sorten kann man so in der Imkerei und auf Marktverkäufen bekommen. Die Schloßimkerei ist eine Bioland-Imkerei.

Bioland Imker

Ein an Informationen und Eindrücken reicher Rundgang war es. Und was mich wirklich verblüfft hat, war das Verhalten der Bienen. Das Bienen gezüchtet werden und damit auch ihre Eigenschaften beeinflusst, hatte ich schon gehört. Also wenig aggressiv sein und so auch wenig stechen und viel Honig sammeln, sortentreu sein. Von einer der Eigenschaften konnten wir uns überzeugen. Für die meisten Menschen sind Bienen eben auch die mit dem Stachel und so haben wir eine gehörige Portion Respekt. Die Bienen, die wir in Tonndorf gesehen haben, gehören der Buckfast Rasse an. Das ist eine von dem in Imkerkreisen hochverehrten Bruder Adam, in Reinzucht aus einer natürlichen Bienenrasse gezüchtete Biene.

Bioland Imker

Trotz Gewitterstimmung über Tonndorf, waren die Bienen ruhig und haben sich (fast) nicht stören lassen, auch nicht beim Markieren der neu geschlüpften Königin. Ein Bienenvolk hat bis zu 60000 Bienen und wenn es die Größe erreicht hat, züchtet es eine neue Königin um sich zu teilen. Auch das Naschen des Honigs direkt aus den Waben hat die kleinen Nützlinge nicht zu sehr aufgeschreckt. 

Imker Slowfood


So weit habe ich mich an Bienen noch nie herangewagt und der Vortrag von Michael Grolm hat ein bisschen  die Lust geweckt, ein eigenes Völkchen in den Garten zu stellen. Den Gedanken muss ich aber noch bis zu Ende denken, denn mit dem hinstellen ist es ja nicht getan. Bis dahin kaufe ich mir den guten Honig beim Imker, denn davon gibt es noch einige. Hoffen wir alle mal, dass das noch lange so bleibt und Menschen wie Michael Grolm und die Honigmacher vom Schloß Tonndorf, sich um unsere gesunde Ernährung sorgen. 

Michael Grolm Schloßimkerei Tonndorf







Kommentare

Barbara hat gesagt…
Spannend und interessant zu lesen. Danke für Deine Reportage.

Ich freue mich immer über die Bienen draußen.