Alte Geschichten: Wickelklöße mit Petersiliensoße und Rindfleisch
Wirklich alte Geschichten, ganz alte. Meine Oma hat dieses Gericht gekocht, aber nur an hohen kirchlichen Feiertagen. Wenn sie so richtig gut drauf war und uns eine Freude machen wollte kam dann der Satz.....ich könnte doch mal wieder Wickelklöße machen. Und immer kam von allen Anwesenden ein einstimmiges Jaaaaa!
Mir ist das vorige Woche eingefallen, als ich die üppig wuchernde Petersilie in meinem Kräuterbeet betrachtet habe. Was tun, wenn nicht einfrieren. Meine Oma, dabei bleiben wir noch ne` Weile, hat dann als erstes mal ein Butterbrot mit viel Petersilie gegessen, weil sie sich was Gutes tun wollte. Das entwässert und ist sehr gesund, sagte sie. Ein weiteres schöner Spruch zum Thema war....wenn man Petersilie isst, dann wächst die Brust. Beides war für mich als kleines Mädchen nicht so das Thema.
Nachdem mir also die Thüringer Wickelklöße eingefallen waren (ich glaube in Sachsen gibt es die in ähnlicher Form) hab ich mal so im Internet herumgelesen und mich gewundert, wieviel Quatsch manche so schreiben wenn sie ein Rezept veröffentlichen. Also auf einer einschlägig bekannten Seite, nicht in qualifizierten Foodblogs.
Wickelklöße werden mit Nudelteig gemacht. Den gab es bei uns früher eigentlich relativ oft. Meine Oma (schon wieder ;) ) hat z.B. Nudeln für die Suppe n u r selbst gemacht, andere kamen nicht in den Topf und das, ohne das sie jemals nur in der Nähe von Italien war.
Für die Wickelklöße habe ich den Teig nach der altbewährten Methode, auf 100 gr. Mehl 1 Vollei, gemacht. Hier für uns zwei Personen die Menge von 200 Gramm. Wie gewohnt kneten, ruhen lassen und dann mit dem Nudelholz, was übrigens wirklich noch von der Oma ist, ausgerollt. Den Teig mit zerlassener Butter bestreichen und dann werden gerösteter Semmelbrösel aufgestrichen, ca 0,5 cm dick. Der Teig wird straff aufgerollt und an den Enden zusammengedrückt. Die lange Wurst wird jetzt in Salzwasser gegart - ich schreibe das am Ende nochmals ausführlich. Wenn du einen Topf hast der lang genug ist, musst du sie auch nicht so biegen.
Nun kommt aber der Unsinn der geschrieben wird: Es wird behauptet, man sollte die Nudelrolle v o r dem kochen in Scheiben schneiden ! Den Matsch möchte ich im Topf mal sehen. Also Kinder`s, fragt eure Omas nochmal, denn ihr habt das garantiert noch nicht gekocht!
Und hier das Rezept, welches wie bebildert, auch nachweislich funktioniert. Mengen für zwei Personen:
Eine Beinscheibe vom Rind (Rinderhesse) würzen (S+P) und mit Suppengemüse schön weich kochen. Gemüse entfernen, das Fleisch von eventuellen unschönen Fetträndern befreien und in kleine Portionen teilen. Warm stellen.
Den Nudelteig zubereiten wie oben beschrieben und auf dem Bild sieht man gut die einzelnen Arbeitsschritte. Die Semmelbrösel werden in einer Pfanne gebräunt und ich gebe ein wenig Salz am Ende dazu. Den Wickel in Salzwasser 25-30 Minuten kochen. Ab und an die Rolle wenden, da sie immer oben schwimmt und von beten Seiten garen soll.
In einem Topf etwa 100 gr. Butter schmelzen und mit 2 gestrichenen Esslöffeln Mehl eine Mehlschwitze herstellen. Mit der Brühe aufgießen und etwa 15 Minuten leicht köcheln lassen, damit der "Mehlgeschmack" verschwindet. Die Soße sollte schön sämig sein. Vom Feuer nehmen und mit einem Eigelb legieren. Hier bietet sich wieder ein Spruch meiner Oma an. Sie meinte, wenn der Topf vom Feuer genommen wurde, ein Vaterunser darüber beten, dann ist die Temperatur für das Ei genau richtig ;)
Die Petersilie (hier wirklich mal die "krause", nicht die glatte) waschen, von den Stielen zupfen, fein wiegen und zur Soße geben. Nicht nochmals kochen.
Die Rolle abgießen, mit einem Küchenkrepp etwas abtupfen und in Scheiben schneiden. Die Soße auf dem Teller mit Fleisch und den Wickeln anrichten.
Klingt nach viel Arbeit, ist es aber eigentlich nicht und das Ergebnis lässt sich sehen schmecken.
Kommentare
Vielen Dank für diese Anregung!
Allerdings gab es bei uns die Petersiliensoße ohne Mehlschwitze. Das schmeckt für uns besser.
ich kenne das auch von meiner Oma und jetzt zu Weihnachten kommt es wieder auf den Tisch,
obwohl ich inzwischen Vegetarierin bin.
Sie hatte in die (aus Dreiecken gewickelte kleine) Wickelklöße Semmelbrösel und ausgelassenen Speck mit eingewickelt,
in der Brühe gegart und dann Unmengen an Petersilie in den Eintopf - kein Mehl sondern geschnittene
Brötchen zum Andicken dazu gegeben.
Wundervoll!