Experimente aus der Küche: "Kapern" vom Lindenbaum und Pollo Tonnato

Fast auf den Tag genau vor einem Jahr hatte ich Besuch und bin mit diesem einen wundervollen Tag quer durch das Weimarer Land gefahren. Ich liebe einfach meine Heimat Weimar und rundherum die kleinen Dörfer, den Wald und viele kleine besondere Sehenswürdigkeiten. Nichts Spektakuläres, wie den Stausee in Hohenfelden, die Bockwindmühle in Klettbach, das Forsthaus Willrode, das Freilichtmuseum Hohenfelden, die kleinen Gasthäuser auf den Dörfern. Das alles haben wir einen schönen Sommertag lang erkundet, mit vielen Stops zum Fotografieren und einfach nur zum Schauen.

Weimarer Land

Die großen Rollen der Heuernte haben unseren Blick auf sich gezogen und dabei standen wir in der Nähe von Meckfeld auch unter prächtigen Lindenbäumen, fernab der Straße, mit Zweigen fast bis auf den Boden. Die Linde ist sowas wie mein Baum, die süß-herben Blüten esse ich direkt von den Zweigen, ich liebe Lindenhonig und davon, dass man aus den Früchten Kapern machen kann, hatte ich unlängst gelesen.

Selbst gemachte Kapern aus den Früchten der Linde

Also haben wir gepflückt und uns am Abend an die Arbeit gemacht. "Kapern" aus den Blütenknospen vom Bärlauch hatte ich schon probiert, auch von den Früchten der Kapuzinerkresse und von den grünen Früchten des Holunders. Letzteres habe ich schnell wieder gelassen, da in diesen Giftstoffe vorkommen und da muss man ja nicht experimentieren damit. Die Früchte der Linde waren jetzt dran.

Wir haben das Laub entfernt und die kleinen Kullern gewaschen. Die kleinen Stiele gingen so schlecht ab, also haben wir sie dran gelassen. Dann haben wir eine Essiglösung angesetzt, so in etwa wie bei Gewürzgurken, auf einen Liter Wasser 4 EL Essigessenz. Die Essenz verwende ich hier ganz gern, da kein weiterer Geschmack störend wirken kann. Darin haben wir die Kullern etwa 20 Minuten gekocht, abgegossen und dann mit reichlich Salz in ein Glas geschichtet. Das wanderte in den Kühlschrank und nach etwa 3 Wochen habe ich mal schüchtern eine probiert. Mächtig salzig, klar, nich wenig sauer und vor allem noch hart.

Kapern aus Früchten des Lindenbaumes

Also bin ich nochmals ran,  habe das Salz abgewaschen und die Lindenfrüchte nochmals etwa 30 Minuten gekocht, bis sie weich waren. Merke also, insgesamt 45 Minuten! Dann kamen sie wieder ins Glas und ich habe mit der gleichen Essiglösung, die ich auch aufgekocht habe, wieder aufgefüllt. Ein Lorbeerblatt fand ich noch ganz passend und das Gläschen durfte, fest verschraubt, jetzt also fast ein Jahr auf meinem Küchenboard stehen. Es geriet auch ein bisschen in Vergessenheit, gebe ich zu.

Für das heute geplante Pollo Tonnato kam es mir Recht und ich wollte endlich probieren. Die beiden Maishuhnbrüste ( für 2Personen) habe ich im Backofen im Wasserbad Souse vide gegart, Kerntemperatur 66 Grad. Für die Soße wurde die Majo selbst gerührt aus frischen Eiern und es war ein Festschmaus. Wie immer habe ich noch ein paar Stückchen Salzzitrone dazu gegeben. Auf dem Teller von Herrn Pe. natürlich keine Kapern, aber mit der Salzzitrone hat er inzwischen Frieden geschlossen.

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