Meine Einreichung für den Slow Food Genussführer 2019/20: Gasthaus "Zum Güldenen Zopf", Blankenhain

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Am 1.Oktober diesen Jahres erscheint der neue Genussführer von SlowFood. Als Mitglied von Slow Food durfte ich für diesen zum ersten mal ein Lokal meiner Wahl einreichen, welches die Kriterien erfüllt um erwähnt zu werden.  Da ich durch meine Arbeit für Weimar Land Tourismus schon ein paar mal im „Zum Güldenen Zopf“ gewesen bin war mir sofort klar, die Philosophie diese Hauses passt perfekt zum Anliegen von Slow Food. Da geht es um Auflistung und Empfehlung von Produzenten und Gasthäusern, die sich konsequent dem Gedanken der Nachhaltigkeit und Regionalität verschrieben haben. Thüringer Küche mit Zutaten aus Thüringen, dass liegt ja eigentlich auf der Hand, gibt es aber leider nicht all zu oft. Mit dem Buch kann man sich informieren und da die bundesweiten Einreichungen dazu immer von Kundigen vor Ort vorgenommen werden, sind die ausgesuchten Empfehlungen auch wirklich authentisch. Den Link zum Genussführer habe ich euch am Ende des Beitrages angehängt.

Zum Güldenen Zopf, Blankenhain

Aber kommen wir zur Thüringer Küche und meinem Essen im 

„Zum Güldenen Zopf“ Blankenhain (Thüringen)


Zum Besuch des Güldenen Zopf in Blankenhain sollte man Zeit mitbringen. Zeit die man sich selbst gönnt. Hier wird der Philosophie des Hauses nach Essen „erlebbar“ gemacht. Der Serviceleiter, heute Ingo Mitmannsgruber, beginnt mit einer lockeren Begrüßung und der Übergabe der Speisekarte. So, könnte man denken, ist es ja überall. Aber der nächste Schritt in der Begrüßung des Gastes ist erst einmal ein Glas mit Schmalz, einem wunderbaren Sauerteigbrot und dazu gibt es einen Schnaps. Jawoll, den Schnaps „danach“ gibt es hier als Schnaps „davor“ und die Wirkung ist beabsichtigt. Damit ist nicht die alkoholische gemeint, denn er ist nicht so hochprozentig. Aber alle legen erst einmal die Speisekarte zur Seite, prosten sich zu und unweigerlich ist man miteinander im Gespräch. Ein Häppchen wird gegessen und nach einiger Zeit besinnt man sich darauf, weshalb man ja eigentlich da ist. Unauffällige Entschleunigung.

Zum Güldenen Zopf, Blankenhain

Die Anfänge des Hauses reichen bis in das Jahr 1541 zurück und ursprünglich war der „Güldene Zopf“ ein Ausspann, das heißt ein Gasthof mit Pferdestation, wie es zu der Zeit üblich war. Beim großen Stadtbrand in Blankenhain 1742, brannte auch ein Teil der Vorstadt mitsamt dem „Güldenen Zopf“ ab. Er wurde 1755 wieder aufgebaut und bekam den Namen „Zum Mohren“. 
Erst ab dem Jahr 1936 wird das Gasthaus wieder unter seinem ursprünglichen Namen geführt. Das traditionsreiche Haus setzt seit der Eröffnung 2016 auf klassische Thüringer Küche mit Zutaten aus der Region. Es gehört zum Spa& Golf Resort, etwa einen Kilometer weit entfernt ebenfalls in Blankenhain, mit einer 36-Loch Golfanlage in traumhafter Naturkulisse des Weimarer Landes und ist eine öffentliche Gaststätte.

Die Speisekarte ist auf den ersten Blick geprägt von traditionellen Gerichten, die sie von kaum von der eines anderen Thüringer Traditionslokals unterscheidet. Doch der zweite Blick und das Gespräch mit dem sehr gut geschulten Service zeigt Unterschiede, die man später auch schmecken wird.

Zum Güldenen Zopf, Blankenhain

Sie legt einige der regionalen Lieferanten offen, vom Duroc Schwein und Rind aus Oberweißbach, Fisch vom Forellengrund Helm, Schafskäse aus „Ziegenried“, dem Bier aus der kleinen Brauerei in Watzdorf, Säften und Spirituosen von den „Fahner Höhen“ und natürlich Wein aus dem Saale-Unstrut Gebiet. Das Wild kommt aus der eigenen Jagd direkt vor Ort.

Zum Güldenen Zopf, Blankenhain

Und auch die Weinkarte bietet wieder genug Spielraum und Gesprächsstoff für Zeit miteinander am Tisch. Denn hier besteht sie natürlich auch aus der Auflistung der angebotenen Weine, aber im Unterschied zu anderen darf/muss hier der Gast seine Bewertung zu Geschmack, Süffigkeit und Abgang selbst abgeben. Ganz individuell und handschriftlich. Das lockert auf und macht auch die Weinauswahl zum Erlebnis, begleitet natürlich von einigen Hintergrundinformationen durch den Service.

Zum Güldenen Zopf, Blankenhain

Sülze und Bratkartoffeln, beliebtes „Kneipen“gericht nicht nur in Thüringen, entpuppt sich hier als Sülze von der Schweinshaxe, ist dünn als Carpaccio geschnitten, wird begleitet von Bauchspeck und einem Kräutersalat, dessen Senf Vinaigrette ein wunderbar harmonisches Spiel zwischen süß, scharf und sauer bietet. Unbedingt bestellen bei einem Besuch im „Güldenen Zopf“.

Zum Güldenen Zopf, Blankenhain

Das deftige Thüringer Rostbrätel ist vom feinen Duroc Schwein und obwohl aus Schweinekamm ist, ist es nicht zu fettig, eingelegt in Bier und kräftig abgeschmeckt mit Senf. Und der auch in Thüringen beheimatete Tafelspitz mit Meerrettichsoße kommt mit einem ganz anderen Fleisch daher, nämlich mit Ochsenbacken. Diese Fleischgerichte sind großartig zubereitet und das Fleisch zergeht auf der Zunge.

Zum Güldenen Zopf, Blankenhain

Zum Güldenen Zopf, Blankenhain

Das Dessert muss einfach der „Kloß Krapfen“ sein. Das upcycling des Thüringer Kloßes wird zu kleinen Krapfen geformt, in einer Zwieback-Zimt Mischung gewälzt, frittiert und mit eingelegten Zwetschgen und Vanilleis serviert. Wie das geht, erklärt uns Koch Christian Driemel bereitwillig bei seinem Besuch am Tisch.

Zum Güldenen Zopf, Blankenhain

Zum Güldenen Zopf, Blankenhain


Mein Fazit: Großartige Thüringer Küche, lockerer, sehr gut geschulter Service. Vintage Ambiente, Wohlfühlatmosphäre. Man fühlt sich als Gast willkommen und verlässt nicht nur gesättigt, sondern auch entspannt das Lokal. 

Preise: Vorspeisen zwischen 5 und 9 €, Hauptgang zwischen 14 und 19 €, Desserts 6 €

Öffnungszeiten:
Montag, Donnerstag - Samstag: von 17.30 Uhr bis 22.00 Uhr
Sonntag: von 11.30 Uhr bis 15.30 Uhr und 17.30 Uhr bis 21.30 Uhr

Barrierefrei: nein, im Sommer Terrasse vor dem Haus bedingt barrierefrei (1 Stufe)

Anschrift: Zum Güldenen Zopf, Rudolstädter Str. 2, 99444 Blankenhain 
info [at] zumzopf.de    +49 (0) 36459 / 6164 4800   www.zumzopf.de