Genesung mit Nudelsuppe

Gestatten, mein Name ist Boris. Kater. Rot getigertes Fell, bernsteinfarbene Augen. 8 Jahre alt.


Geboren wurde ich in einer Nacht im Mai, in einem Gebüsch, in einem kleinen Wäldchen an der Unstrut, in Sömmerda. Ich war nicht allein, ich glaube 6 oder 7 Geschwister hatte ich. An die und meine Mutter, kann ich mich nicht mehr so erinnern. Das ist ja auch schon mehr als ein halbes Katerleben her. Ich habe nur noch Erinnerung an das schöne, wohlige Gefühl mit meiner Mutter zu kuscheln und Milch zu trinken, so lange es ging.

Lange konnte ich mich nicht geborgen fühlen, denn meine Mutter war eines Tages verschwunden, so wie auch die meisten meiner Geschwister. Ich suchte mir also eine neue Bleibe und hatte bald ein wunderbares Eckchen gefunden, in das ich mich verdrücken konnte. Hinter einem Müllcontainer am Rewe begann also mein Dasein als selbstständiger Kater. Essen lag herum, obwohl es nicht immer was Gutes war. Ab und an kam einer der Menschen aus dem Laden und stellte mir eine Schale mit  Essen hin und so ließ es sich leben. Das war ein Abenteuer, so als obdachloser Kater. Schlafen, Essen, Streunen und ab und mal kämpfen mit einen Konkurrenten um das wunderbare zu Hause. Hätte so bleiben können, wäre ich nicht krank geworden. Einen Schnupfen habe ich mir geholt, ging gar nix mehr. Ich lag nur noch, hatte keine Kraft und eines Tages hat mich eine große Katze aus meinem Unterschlupf verdrängt.

Da saß ich nun davor, mit blutender Schnupfennase, einem eingerissenen Ohr und hatte einfach nur die Nase voll. Ich war verzweifelt, doch mein kläglicher Mauzen hatte keinen Erfolg. Auf der Suche nach einem neuen Unterschlupf geriet ich noch fast unter ein Auto und mir tat alles weh. Ich legte mich erst mal  an den Straßenrand und  dann kamen Menschen und steckten mich einfach in eine Kiste. Wenn es mir nicht so schlecht gegangen wäre, die hätten was erleben können.

Sie brachten mich in ein Haus mit vielen anderen Tieren, die konnte ich nur hören und riechen, denn ich musste erst mal in ein Zimmer für mich allein. Es dauerte lange bis es mir etwas besser ging und ich fing langsam an, mich da ganz gut zu fühlen. Essen gab es regelmäßig, nur die doofen Spritzen und das ganze Ohren sauber machen und so`n Kram,  hat mir echt nicht gefallen.

Als ich so ein etwa Jahr alt war, ging eines Tages die Tür zu meinem Zimmer auf und davor standen zwei Menschen, die ganz aus dem Häuschen waren, als sie mich sahen. Irgendwie habe ich mitbekommen, dass sie schon einen roten Kater hatten, der aber gestorben war. Und die rothaarige wollte soooo gern wieder einen verschmusten roten Kater haben. Ich war bereit dazu und gespannt, ob die mich nun mitnehmen durften. Ich habe vorsichtshalber erst mal ganz laut geschnurrt und freundlich um die Ecke geschaut.

Nach zwei Wochen kamen sie wieder, da war ich dann ganz gesund. Mit den Menschen durfte ich das erste mal Auto fahren und im Haus wurde ich eingesperrt. Ohne mich ! Als die Tür ein Stück offen stand bin ich erst mal rausgerannt, in einer Ecke wollte ich mich verstecken. Dumm nur, dass da gerade noch gebaut wurde und eine graue klitschige Masse auf dem Fußboden klebte an meinem Fell.
Die Frau war ganz aufgebracht, ich wurde geduscht, das war das einzige mal in meinem Leben, so was braucht man als Katze nicht, könnt ihr glauben. Trocken wurde ich gerieben und ich blieb dann erst mal freiwillig im Haus. Da gab es noch eine anderen Katze, die war ganz ok. und einen riesengroßen Hund. Der war fast so nett wie meine Mama, hat mich immer abgeleckt und mit mir gespielt. Nur wedelte der so oft mit seinem Schwanz, ich glaube, der hatte Stress, oder....
Einmal habe ich mit ihm Versteck gespielt und vor lauter Übermut bin ich im Schwimmbecken gelandet. War ich froh, dass der große Hund so gebellt hat und der Mann mich gleich aus dem Wasser gezogen hat. Brrrrrr, ich wollte nie wieder was mit Wasser zu tun haben.

Als ich etwa 6 Jahre alt war und mal wieder zum Arzt wegen einer Spritze musste, haben sie mir fast alle Zähne gezogen. Ich hab mich gewundert, wieso ich so schlecht kauen konnte, war mir dann klar. Danach ging das wieder wunderbar, auch ohne Zähne.

Ich wohnte mit den Menschen auf dem Dorf, hatte ein wunderbares Leben. Immer gut zu essen, ein großes Revier und ich war der Chef in meiner Ecke im Dorf. Doch vor 6 Wochen haben meine Menschen mich eingepackt, mit allem ihren Hausrat und wir sind weggefahren. In ein anderes Haus, in der Stadt. Mit einem kleinen Garten, aber das ist ganz ok. Der große Hund durfte auch mit.

Ich habe eine Katzenklappe bekommen, die reagiert nur auf meinen Chip und ich kann raus und rein wie ich möchte. Im Moment noch will ich mehr rein. Diese Stadtkatzen hier sind alle so eingebildet und doof. Mal sehen, ob ich mit denen noch klar komme. Gefallen lasse ich mir aber nix, darauf könnt ihr wetten.

Ab und an geht es mir schlecht. So 2-3 mal im Jahr. Ich weiß dann gar nicht, was mit mir ist. Ich bekomm die Augen nicht auf, ich kann nicht fressen und laufen auch nicht. Ich falle immer um. Das ist so blöd, dass könnt ihr euch gar nicht vorstellen. Da halte ich mich erst mal ganz bedeckt. Ich hab da so eine Ecke im Schrank, den gibt es auch nach dem Umzug noch. Da lege ich mich rein. Manchmal 4 Tage. Der Arzt sagt, es könnte was in meinem Kopf sein. Keine Ahnung, da kann er ja nicht reinschauen. Dann ist es so, als ob einer das Licht anknipst und ich bin plötzlich wieder da. Muss mich dann noch ein bisschen mit dem Fressen zurückhalten, fange erst so langsam wieder an.

Und dann bekomme ich von meinen Menschen etwas, was ich sehr gern esse. So zum aufpäppeln, sagt die rothaarige dann immer. Eine Schüssel Nudelsuppe, schöne Brühe und Fleisch und die Nudeln ganz klein geschnitten. Und so ein Süppchen kann Tote wecken, also bei mir klappt das.


Für alle die nicht wissen, wie man das macht, steht das jetzt hier, die anderen hören auf mit lesen ;)
Rindfleisch (etwa 1 kg), schön durchwachsen, wird mit einem Bund Suppengemüse, Salz, Pfefferkörnern, und einer ganzen abgewaschenen, ungeschälten Zwiebel auf kleiner Flamme langsam geköchelt. Hier wird nicht geklärt und nicht abgeschöpft, alles was Kraft hat bleibt in der Brühe und sie ist klar. Und durch die Zwiebel bekommt sie eine schöne goldgelbe Farbe.
Vom Suppengemüse ein par Teile zurücklassen und fein schneiden. Beiseite legen.
Aus 150 gr. Mehl, 1 Eigelb und einem ganzen Ei den Teig für die Nudeln kneten. In Klarsichtfolie etwa eine Stunde ruhen lassen und dann ausrollen oder mit der Macchina in Platten walzen. Streifen schneiden, je nach Vorliebe.
Nudeln in Salzwasser vorkochen, abgießen. Die Brühe durch ein Sieb gießen. Brühe aufkochen und das extra Suppengemüse bissfest garen. Nudel zufügen. Gekochtes Fleisch vom Fett befreien und in Würfel schneiden. Auch zur Suppe geben, nochmals abschmecken und unbedingt Petersilie darüber geben. Lasst es euch schmecken, ob ihr nun mit vier oder zwei Pfoten esst ;)



Kommentare

Cora hat gesagt…
Das ist meine neue Lieblingsgeschichte!
Vielen lieben Dank, dass die rothaarige Frau die aufgeschrieben hat!
Barbara hat gesagt…
Hach, Petra! Merci für diese wunderschöne Geschichte! Und meine Herzenskatze, die heißt Charlotte und ist auch 'ne Rote... :)
annemarie hat gesagt…
habe es jetzt erst gelesen, eine schöne herzergreifende geschichte. boris hatte riesen glück bei der " rothaarigen " & co gelandet zu sein, vor allem auch wieder ihre aufbausuppe ein träumchen, warum wundert mich daß nicht ?? danke für diesen bericht u. die tollen fotos ! :-)
From-Snuggs-Kitchen hat gesagt…
Ein wirklich schöne Geschichte! Was wären wir nur ohne unsere Katzen :D