pe: einfach schön,oder ?


Im März beginnt er zu blühen und unser Haus ist durchströmt von diesem wundervollen Duft der Orangenblüten. Und daneben hängen noch die Früchte vom vergangenen Jahr. Die können wir, wenn alles gut geht, im Spätsommer ernten.

Der Orangenbaum

Er hat eine Geschichte. Es ist nicht einfach "nur so" ein Orangenbaum.

Im Winter des Jahres 1989 kamen mit der Wende in der DDR auch die Südfrüchte an. Vorher Raritäten, sogenannte Bückware, weil sie nie oben auf dem Ladentisch lagen. Aber das wisst ihr ja alle schon aus vielen anderen Geschichten.

Auch bei Frau und Herrn pe. wurde eifrig gegessen. Nachholbedarf eben. Bis Herr pe eines schönen Tages streikte: " Die blöden Mandarinen, immer so viel Kerne. Die kaufst du bitte nicht mehr für mich!" Na ja. Sein Wunsch ist Befehl, und so habe ich allein weiter gegessen. Bis mich ein Schild an der aufgetürmten Auslage in Bann gezogen hat: MANDARINEN, KERNLOS. Ein Traum, alles wird gut. Ein Kilo etwa wird gekauft und stolz nach Haus getragen. Ausgepackt, geschält und präsentiert: "Hier, siehst du, sowas haben DIE da drüben auch, Mandarinen ohne Kerne."
Beide machen wir uns ans essen und ihr wisst schon was kommt. Herr pe hat beim ersten Bissen einen Kern! "Siehst du, so ist das mit den Versprechungen im Westen". Ich wäre nicht pe, wenn ich nicht daraus das Beste mache und stecke den Kern einfach in einen Blumentopf und sage, "...pass mal auf, daraus wachsen uns jetzt unsere eigenen Mandarinen und zwar ohne Kerne."

Nach ein paar Wochen traue ich meinen  Augen nicht. Im Blumentopf zeigt sich eine zaghafte grüne Spitze und nach einer Zeit geht`s ans umtopfen des schönen Pflänzchens. Es wächst und gedeiht und ich präsentiere jedem unsere zukünftige Plantage mit Stolz.
Aus dem Pflänzchen wird ein Bäumchen und es wird jährlich umgetopft, verschnitten und im Sommer in den Garten gestellt.

Inzwischen sind wir aufs Land gezogen. Es ist 2007. Das Bäumchen ist ein Baum und wohnt immer noch bei uns. Es hat inzwischen ein stattliche Größe von 2 Meter. Im Winter darf es rein und Herr und Frau pe haben jedes mal Stress mit dem Transport der immer umfangreicher werdenden Töpfe. Aber ich bin stur. Der Baum bleibt. Und wenn er nicht blüht, dann eben nicht. Nicht mit jeder blühenden Landschaft hat es geklappt, warum eben auch damit nicht.
Etwa im März des Jahres stehe ich im Haus und denke, hier riecht es so gut. Seife, Duschbad was auch immer. Ein paar Tage später bin ich am gießen der Blumen und traue meinen Augen nicht. Der Mandarinenbaum blüht! Ich bin völlig aus dem Häusschen. Nach 18 Jahren. So eine Freude kann ich gar nicht beschreiben.



Ja, was nun. Keine Bienen im Haus, aber irgendwie kann ich mich erinnern ist das nötig, oder bei Mandarinen nicht? Vorsichtshalber zücke ich ein Wattestäbchen und bestäube selbst ;)


Der Transport ins Freie erfolgt im Mai nach dem letzten Frost und der Baum blüht noch immer. Es wachsen Früchte und sie haben nach einiger Zeit das Mandarinen-Stadium verlassen und werden größer. Also wahrscheinlich back to the roots. Wir haben also jetzt einen Orangenbaum. Auch gut. Hauptsache ohne Kerne.


Im Spätsommer können wir ernten und von etwa 20 ganz kleinen sind 2 ganz große Orangen übrig geblieben. Wirklich süß und saftig. Etwas dicke Schale, die nicht so wirklich orange, sondern eher gelb ist. Und: Sie haben keine Kerne :)


Seitdem blüht und trägt er Früchte und ich zücke den Wattebausch. Er ist schön, der Baum mit der Geschichte. Und da gerade heute wieder dieser wunderbare Duft durch Haus zieht habe ich mir gedacht, ich schreib sie mal für Euch auf.

Nachtrag Februar 2017 : Inzwischen sind wir vom Land auf die Stadt gezogen und ein wesentlicher Bestandteil des Umzuges, war der Umzug dieses Baumes. Er hat ihn gut überstanden. Er grünt, sieht gut aus, aber blüht nicht wieder. Aber die Hoffnung bleibt. Seine Zeit kommt wieder und ihr werdet erfahren, wie es ihm geht.

Kommentare

Cora hat gesagt…
So schööön! Danke, Pe!
Heike hat gesagt…
Ja, so ist das. Schön!